Leben im Schloß
Die Idee:
Nach den letzten Dioramen, die sich mit dem Leben im Rokoko
befasst haben, sich aber alle im freien abspielten, kam mir die Idee, mal das
Leben des Rokoko in einem Schloß darzustellen.
Aber wie?
Es sollten verschiedene Räume mit unterschiedlichen Szenen werden,
zwar irgendwie verbunden aber den Betrachter doch in die Lage zu versetzen,
sich auf die einzelnen Szenen voll zu konzentrieren.
Die Lösung tat sich dann bei einem Besuch eines chinesischen
Lokals auf – ein Drehteller!
Der Ansatz:
Also suchte ich eine runde Holzplatte
und einen Motor für den Antrieb – schließlich sollte sich das Ganze von alleine
drehen.
Ein Käseteller aus Holz mit einem Durchmesser von 40 cm wurde die
Basis.
Welche Räume und Szenen sollte ich nun darstellen? Wie lief das
Leben denn so ab?
Es sind nun 5 Räume geworden – Empfangssaal mit Freitreppe, ein
„blauer“ Salon, ein Musikzimmer, ein Speisesaal und ein Spielzimmer.
Die Umsetzung der Räume:
Die Platte wurde asymetrisch in die 5
Räume aufgeteilt. Alle Räume sind mit offen stehenden Türen verbunden, sodass
man bei der Betrachtung eines Raums schon den nächsten erahnen kann.
Die Ausstattung der unterschiedlichen Räume entpuppte sich dann
als Bau einer Puppenstube in 1/72, nur das es sowas in dem Maßstab nicht gibt.
Die Wände waren i.d.R. mit Stofftapeten verkleidet. Solche Muster
fand ich dann im Netz. Hier eine kleine Auswahl:
Die Muster mussten dann natürlich auf den Maßstab angepasst und
für die Länge der Wände dupliziert und aneinander gereiht werden. Auch die
Türen fügten sich in diese Wandgestaltung ein, so dass auch diese i.d.R. mit diesen
Tapeten bezogen sind.
Auch Gemälde ließen sich zu verschiedenen Themen im Netz finden:
Bilderrahmen und Spiegel hab ich dann tatsächlich bei einem
Puppenhaushändler finden können. Auch Teppiche gab es hier, die für den Maßstab
gerade noch passten:
Die Bodenbeläge der Räume sind sehr unterschiedlich gestaltet
worden. Hier kamen Echtholz und geprägter Karton zum
Einsatz.
Alle restlichen Einrichtungsgegenstände wie Tische, Stühle,
Schränke, Vitrinen, Kamine etc. musste ich selber kreieren und bauen.
Die verwendeten Figuren sind meist Unikate oder stammen aus einem
meiner eigenen Zivilisten Serien, aber dazu mehr bei der Vorstellung der
einzelnen Räume.
Beginnen wir also unseren Rundgang durch das Rokokoschloss:
Die Eingangshalle:
Die Eingangshalle sollte eine große Freitreppe erhalten und Türen
zu den anderen Räumen aufweisen. Die Treppe wurde komplett aus Holz gebaut. Der
Fußboden – ein Marmorboden – besteht aus Hochglanzkarton.
Die Familie des Schlossherren kommt die Treppe herunter und
begrüßt die angekommenen Besucher. Hier konnte ich auf schon vorhandene Figuren
zugreifen, die nur z.T. an die Szene angepasst werden mussten.
Hier nun ein Blick auf die fertige Szene:
Der blaue Salon:
Die nächste Szene, eigentlich auch eine Begrüßungsszene, sollte sich
in einem Salon abspielen. Diese Räume wurden oft nach ihrer vorherrschenden
Einrichtungsfarbe bezeichnet, deshalb der blaue
Salon.
Der Boden ist wie in der Eingangshalle aus Hochglanzkarton
erstellt und stellt ebenfalls weißen Marmor dar. Die Tapeten, der Teppich und
die Möbel sind in Blautönen gehalten, was dann dem Raum seinen Namen gegeben
hat. Kamin, Anrichte und die restlichen Möbel sind selbst gebaut.
Hier bestehen die Figuren bis auf die Dienerin ganz links im
ersten Bild und dem galanten Herren ganz links im dritten Bild aus eigenen
Umbauten und Modellierungen.
Hier spielen sich 3 Szenen parallel ab. Die eigentliche Begrüßung
der Hausdame mit Handkuss und den folgenden Damen und Herren wird flankiert von
einer scheuen Liebesszene im Türrahmen links und der Dienerin, die auf der
Anrichte die Blumen arrangiert.
Das Musikzimmer:
Eine beliebte Beschäftigung im Rokoko stellte das Musizieren dar.
Deshalb lag es nahe ein Musikzimmer zu gestalten.
Die vorherrschende Farbgebung in diesem Raum ist ein alt rosa –
man hätte ihn auch den rosa Salon nennen können. Hier habe ich den Boden aus
verschiedenen Echtholzleisten als Parkettboden gestaltet. Kamin, Sideboard und
Stühle sind Eigenbauten.
Die Figuren sind bis auf den Herren ganz rechts allesamt Unikate.
Sie bestehen aus Teilen diverser Figuren und sind an die Szene angepasst um
modelliert. Das Spinnet und die Harfe habe ich nach historischen Vorlagen
selbst gebaut. Hilfreiche Tips habe ich aus alten
Gemälden bekommen, die die Zusammensetzung der Gruppe ergeben haben.
Hier ist die Szene ganz auf das gemeinsame Musizieren ausgelegt. So teilen sich z.B. die Geiger und der Flötist einen Notenständer und der Cellist schaut der Dame am Spinnet über die Schulter. Die beiden Herren in den offenen Türen sollen entsprechend der Grundidee wieder die Verbindung zu den Nachbarräumen andeuten.
Der Speisesaal:
Der Speisesaal war immer ein sehr repräsentativer Raum, er sollte
deshalb schon etwas prunkvoll wirken.
Ein in Schachbrettart gestalteter Boden in weißen und schwarzen
Marmor mit einer schönen Borte besteht wieder aus Hochglanzkarton. Der schwarze
Kamin ist ein Eigenbau. Die Wände sind mittels schwarzen Säulen segmentiert und
eine besondere Tapete und die großen Gemälde geben den alles in allem in
schwarz-weiß-gold gehaltenen Raum ein entsprechendes Flair.
Einen Speisesaal mit einer großen Tafel während eines Festessens
darzustellen, stellte mich bei den Figuren zunächst vor die Aufgabe, viele
sitzende Paare zu modellieren.
10 Personen sind es dann geworden, 5 Damen und 5 Herren – alles
Unikate. Dazu wurden dann noch 5 Lakaien aus schwedischen GNW-Grenadieren um
modelliert.
Und so sind sie nun am Speisen!
Je ein Herr neben seiner Tischdame am reich mit Speisen gedeckten Tisch,
bedient von den Lakaien. Auf den Anrichten noch reichlich Nachschub an
Leckereien.
Die offen stehende Flügeltür eröffnet schon den Blick auf die
Beschäftigungen nach dem Bankett.
Das Spielzimmer:
Der Abend wurde meist mit der Befriedigung der Spielleidenschaft
begangen.
Das Spielzimmer hat einen Dielenboden aus Echtholz
erhalten. Die Spieltische und sonstigen Möbel und der Kamin sind auch hier
alles Eigenbauten. Die Skulpturen auf den Säulen habe ich bei den Modellbahnern entdeckt. 3 Teppiche geben die jeweilige
Basis für die einzelnen Spielszenen.
Ich habe mich für 3 Spielarten entschieden – Schach, Karten u.
Billard.
Zu dem Schachspiel hat mich die gleichartige Szene aus dem Mittelalter
inspiriert. Das Set habe ich hier zum Umbau genutzt und den Mönch durch eine
Dame ersetzt. Die 4 Kartenspieler und die Billardspieler sind dann wieder
individuelle Umbauten.
Vervollständigt wird die Szene noch durch einige „Kibize“, die bei den Spielern zuschauen oder sich einfach
dem Müßiggang widmen.
Hier habe ich auf bereits bestehende eigene Figuren meiner
Zivilisten-Sets zurückgegriffen.
Ein geselliger Abend des Rokoko stellt sich dann so dar:
Alles in Allem war es ein sehr inspirierendes aber auch sehr
arbeitsaufwändiges Projekt – hat aber riesen Spaß
gemacht und ich hoffe es gefällt!
Weitere Bilder findet ihr in der Bildergallerie
--- Figuren und Diorama von Rüdiger
Fischer ---